Demo gegen das Unrechtspaket
Liebe Leserin,
Lieber Leser,
4400.000 Menschen bildeten im Dezember 1992 in München eine „Lichterkette“. Sie reagierten damit auf die Brandanschläge in der Kleinstadt Mölln, bei denen unter Heil-Hitler-Rufen ein zehn- und ein 14-jähriges Mädchen und ihre Großmutter ums Leben kamen. Wenige Wochen später bildeten 300.000 Menschen in Wien ein „Lichtermeer“. In Österreich war der Anlass ein Volksbegehren: „Österreich zuerst“ forderte die Haider-FPÖ. Wie immer man zu Großkundgebungen steht, im Fall des Lichtermeeres gelang es, das Momentum der Zivilgesellschaft fortzusetzen: Seit 20 Jahren ist die Kraft von SOS Mitmensch nicht verglüht. Interessant daran ist abseits des beherzten Engagements der AkteurInnen, dass es gelang, eine (kleine) Maschine zu entwickeln, durch deren fortlaufendes Rattern Wissen nicht verloren geht, sondern über Generationen weitergegeben werden kann.
Im Zeichen dieser Kontinuitäten steht auch diese Ausgabe von MO. Eingedenk des Gründungsanlasses von SOS Mitmensch finden Sie darin auch ein Interview mit Andreas Mölzer, Urgestein und Vordenker der FPÖ. Aus der vielleicht ungewöhnlichen Idee, ein Jubiläum mit dem politischen Antagonisten zu begehen, wurde ein zwischen harter Ironie und politischen Perspektiven oszillierendes Streitgespräch mit Alexander Pollak. Eine Art Resonanzraum bildet die Strecke von Statements, in der sich sympathisierende und auch einige kritische Stimmen versammeln.
In eigener Sache: Der Verkaufspreis wurde von 2 Euro auf 2,50 erhöht. Inflationsbereinigung nennt sich das in der Volkswirtschaft, tatsächlich sind die Produktionskosten gestiegen. Die KolporteurInnen von MO sind weiterhin mit 50 Prozent am Verkauf beteiligt. Viele von ihnen sind Angehörige der Roma-Minderheit und kommen immer wieder nach Österreich, um hier als ZeitungsverkäuferInnen zu arbeiten. Wer in den Herkunftsländern keine Arbeit findet, muss mit monatlich 60 oder 80 Euro Sozialhilfe leben. Wenn es gelingt, um 30 bis 40 Euro Zeitungen zu verkaufen, erhöht das ihre finanziellen Mittel bereits um 50 Prozent. Spannende Momente wünscht Gunnar Landsgesell