Editorial
Liebe Leserin
Lieber Leser
Was ist unter einem sozialen Paternoster-Effekt zu verstehen? Dass nicht einfach nur der Mittelstand absackt, sondern dass Wohlstand sich immer in zwei Richtungen bewegt: Die einen verlieren ihn in dem Ausmaß, in dem die anderen ihn gewinnen. Wenn der Kapitalismus zu viele VerliererInnen produziert, wird es für eine Gesellschaft kritisch. Dann ist der Staat gefragt. Dass der Staat aber nicht mehr ausreichend stabilisiert, sondern unter dem Druck neoliberaler Dogmen selbst Armut produziert, beschreibt der Politologe Christoph Butterwegge in seinem Beitrag. Seit Bundeskanzler Gerhard Schröder verkündet hatte, „Wohltaten sind nicht mehr selbstverständlich“ und mit der Hartz-Regelung auch die Einkommen und Ersparnisse der Kinder und der Eltern von arbeitslosen Menschen herangezogen werden, sofern diese im selben Haushalt leben, wird deutlich, wie sehr Risiken der Marktwirtschaft bereits individualisiert wurden. Das Aufbrechen eines solidarischen Konsens birgt aber selbst Risiken. „Demokratie oder Kapitalismus?“ stellte jüngst der deutsche Philosoph Jürgen Habermas die Frage. Eine erstaunlich konkrete Exit-Strategie stellt Christoph Felber (attac) mit der Gemeinwohl-Ökonomie zur Diskussion. Firmen wie GEA aber auch Banken beteiligen sich bereits daran. Erstaunlich, dass Felbers GegnerInnen bislang kaum sachlich und vor allem polemisch reagierten. Spannende Momente wünscht
Gunnar Landsgesell