MO Editorial
Liebe Leserin
Lieber Leser
Auch wenn es nicht so wirken mag, hängt das Dossier dieser Ausgabe – Identitätspolitik – eng mit der beschämenden Situation von Flüchtlingen in Österreich zusammen. Mit Identitäten lässt sich derzeit offensichtlich besonders gut Politik machen. Während Gemeinde- und Landeshäuptlinge die Abwehr der „fremden“ Hilfesuchenden durch fadenscheinige (bürokratische) Argumente peinlich verschleiern, profitieren Rechtspopulisten ohne viel Zutun in den Wahl-Umfragen. Das Terrain wurde durch eine jahrzehntelange Identitätspolitik, die auf Ausschlüssen basiert, vorbereitet. Egal ob es um Tschetschenen, um Muslime oder einfach die Ausländer ging. Wer gehört zu uns? Wen lassen wir hierher kommen? Fragen wie diese geistern nun auch noch durch unsere Köpfe, während Menschen bis auf ihr Leben alles verloren haben. Auch wenn der Traiskirchner Bürgermeister auf Hunderte freie Betten hinweist, etwa im alten Landespflegeheim in Amstetten, so scheinen in Österreich für Flüchtlinge keine Betten frei.
Dass Identitäten tatsächlich aber einem permanenten Wandel unterzogen sind, werden auch die rechten Profiteure nicht verhindern können. Dass Identität aber keinesfalls andere(s) ausschließen muss, sondern fließend und vielfältig sein kann, beweist die geschlechtsheterogene Ikone Conchita Wurst, mit der Clara Akinyosoye für MO exklusiv ein Interview führen konnte.
Spannende Momente wünscht
Gunnar Landsgesell
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