MO Editorial
Liebe Leserin
Lieber Leser
Gefühlt seit Jahren vergeht kein Tag ohne Flüchtlings-Schlagzeilen. Das erstaunliche daran ist, dass über Flüchtlinge unendlich viel gesprochen wird, während der Wissensstand über die Menschen selbst sich kaum zu verändern scheint. Flüchtling, das ist jemand aus dem Irak, aus Syrien oder aus Afghanistan. Ein Flüchtling eben. Umso erstaunlicher erscheint diese völlig undifferenzierte Perspektive vor dem Hintergrund der Diskussion über „europäische Werte“. Weil neben der Flüchtlingsdiskussion auch noch die Diskussion über „den Islam“ sämtliche Aufmerksamkeit auffrisst, haben wir uns mit Menschen aus Syrien getroffen und sie gebeten, uns mehr über sich und die Gesellschaft zu erzählen, aus der sie gekommen sind. Eine Gesellschaft, die unter der Diktatur des Assad-Clans litt, in der es vergleichsweisen Wohlstand, sozialen Frieden und ein gutes Bildungsangebot gab, in der es auch vorkam, dass zwischen den Religionen geheiratet wurde. Und die nun, man muss es angesichts des entsetzlichen Krieges so sagen, für lange Zeit verloren ist. Nour, einer unserer Gesprächspartner, kommt aus al-Bukamal an der Grenze zum Irak. Wer den Namen dieser Stadt auf Google-Bilder eingibt, wird erahnen, welchem Horror Menschen wie Nour entkommen sind.
Spannende Momente wünscht
Gunnar Landsgesell
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