MO Editorial
Liebe Leserin
Lieber Leser,
Populismus hat einen ganz entscheidenden Nachteil für seine VerfechterInnen. Er ist kein Regierungskonzept. Wer mit polemischen Querschüssen, der Versprechung simpler aber emotional besetzter Lösungen und einer Sündenbockpolitik eine bessere Zukunft verspricht, wird bald auch diejenigen enttäuscht haben, die bereit waren, alles zu glauben. Jedes der europäischen Mitgliedsländer plagen mittlerweile solch falsche Heilsbringer, sie werden durch die Auswirkungen der Finanzkrise und das Flüchtlingsleid noch angefeuert. Österreich hatte mit Jörg Haider die ansonsten gerne zitierte Vorreiterrolle. Heute gibt es viele Epigonen. Doch nicht jeder Populist, nicht jede Populistin an der Spitze dieser überall aufpoppenden Bewegungen ist ein simple mind, der im Ton der dauerhaften Empörung seine Rhetoriken abspult. Dem Publikum fällt es oft schwer, berechtigte Kritik von rechtsideologischer Programmatik
zu trennen. Das Ressentiment ist fixer Bestandteil dieser Politik, ebenso wie der Hang zur Verschwörung. Schuld haben immer die Anderen. Wir haben in dieser Ausgabe versucht, dieses gar nicht mehr so neue, wiewohl beunruhigende Phänomen zu begreifen.
Spannende Momente wünscht
Gunnar Landsgesell
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