Community News
Muslimische Communities helfen oft unbürokratisch und arbeiten zumeist abseits der Öffentlichkeit an der Integration von Flüchtlingen. Sie sind eine wichtige Schnittstelle innerhalb der Gesellschaft. Was aber tut sich hier? Text: Ibrahim Yavuz
MJÖ ist 20 geworden
Die Muslimische Jugend Österreich feiert heuer ihr 20-jähriges Bestehen. Die größte muslimische Jugendorganisation Österreichs lud Ende Oktober Jugendliche zu einem Fest im Vienna Austria Center ein. Künstler wie Maher Zain, Yusuf Güney oder die US-amerikanische Fechterin und Olympiamedaillen-Gewinnerin Ibtijah Muhammad fanden den Weg nach Wien. Mehr als 15.000 Jugendliche feierten. Außergewöhnlich die Darbietung der Moderatorinnen. In Trachten und Tanzvorstellungen in österreichischer Kleidung erweckten sie den Eindruck einer Hyperintegration. Anwesend waren auch Innenminister Sobotka (ÖVP) sowie der jetzige und die beiden vergangenen Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ). In Anbetracht der jüngsten politischen Auseinandersetzungen der MJÖ mit der IGGiÖ und der ÖVP beim Thema Islamgesetz, mutete das gemeinsame Feiern etwas merkwürdig an. Bereits seit längerer Zeit pflegt die MJÖ auch kein inniges Verhältnis mehr zur IGGiÖ. Vielleicht helfen derartige Veranstaltungen als Versöhnungskur.
Ostarrichislam
Die Ausstellung „Ostarrichislam“ wurde im Oktober in Kuala Lumpur präsentiert. Kurator Gernot Galib Stanfel folgte der Einladung des Islamic Art Museums nach Malaysia und berichtete über die Geschichte. des Islam in Österreich. „Die Ausstellung erweckte großes Interesse, viele wollen nun Österreich besuchen“, sagt Stanfel. Die Idee zur Ausstellung „Ostarrichislam“, die erstmals 2012 in Wien gezeigt wurde, entstand aus der langjährigen Beschäftigung des Kurators mit der kulturellen Beeinflussung der österreichischen Kultur durch den Islam. „Als Wahlmuslim habe ich mich schon länger gefragt, ob die Religion, in der ich mich beheimatet habe, in meiner physischen Heimat geschichtlich Spuren vor der Arbeitsmigration ab den 1960er Jahren hinterlassen hat. Wenn das so wäre, hätte auch meine Herkunftskultur islamische Anteile in sich und somit ich selbst kulturell auch seit meiner Geburt“, erklärt Stanfel. Gleichzeitig ist auch zu fragen, ob die ArbeitsmigrantInnen und ihre Nachkommen in der österreichischen Kultur etwas wiederfinden können, was ihnen vielleicht aus ihrer Herkunftskultur bekannt ist. Dass diese Ausstellung in einem muslimisch geprägten Land wie Malaysia auf großes Interesse stößt, ist beachtlich. Malaysia ist eines der weltweit größten Länder mit muslimischem Bevölkerungsanteil – und einer der wichtigsten Handelspartner Österreichs in Südostasien.
Reise nach Jerusalem
Der Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister und Ramazan Demir, Imam aus Wien, haben ein gemeinsames Buch veröffentlicht. Thema: die Reise der beiden nach Istanbul, nach Jerusalem und in die palästinensischen Gebiete. Die ORF-Sendung „kreuz und quer“ begleitete die beiden, der Film zum Buch wird demnächst ausgestrahlt. Der Rabbiner und der Imam haben sich vor Ort ein Bild vom „Anderen“ gemacht mit dem Ziel sich gegenseitig besser zu verstehen. Eine Reise zwischen religiösen Stätten und politischen Konflikten als Denkanstoß und mutige Aktion für ein respektvolles Miteinander. Der interreligiöse Dialog, wie er in Österreich umgesetzt wird, ist ihnen zu „wolkig“. Sie wollten mit der Reise ein konkreteres Zeichen setzen. Der interreligiöse Dialog zielt auf eine Multireligiösität ab, die einerseits Vielfalt im Sinn eines reichen religiösen Lebens mit sich bringt, andererseits Quelle für Missverständnisse und Vorurteile in sich birgt. Den Dialog sehen der Imam und der Rabbi als probatestes Mittel, um Ängste abzubauen und ein harmonisches Zusammenleben zu fördern. Nur so ist es letztlich auch möglich, Menschen in religiös konnotierter Kleidung zu akzeptieren. Warum werden erkennbar religiöse Menschen komischer angeschaut als nicht erkennbare? Diese Frage kann wohl nur psychologisch beantwortet werden. Reise nach Jerusalem: Ein Imam und ein Rabbiner unterwegs, Amalthea Verlag, Wien 2016, 208 Seiten.
Unterstützen Sie jetzt unabhängigen Menschenrechtsjournalismus mit einem MO-Magazin-Solidaritäts-Abo