MO Editorial
Liebe Leserin,
Lieber Leser,
Als wir das Dossier zum Thema Staatsbürgerschaft geplant hatten, war das noch kein großes Thema. Hunderttausende Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene leben seit ihrer Geburt oder schon lange in Österreich und werden gesetzlich als Ausländer behandelt. Aber wen kümmert‘s, man weiß von sich selbst, was einen nicht aus eigener Erfahrung betrifft, wirkt mitunter fern. Doch der Politik sollte es nicht egal sein, ob die Bürger*innen dieses Landes - und das sind die Menschen, von denen wir sprechen - inkludiert sind. Demokratiepolitisch und aus Gründen, die man wohl nicht erklären muss. Unser Dossier lässt Jugendliche zu Wort kommen, die schon fast resignieren.
Zudem schauen wir uns den Umgang Österreichs mit Staatenlosen an, der lange Leidensgeschichten produziert. Und wir haben uns über die MA 35 umgehört, die ja mittlerweile ins Gespräch gekommen ist. Die Erklärung, warum man dort Telefone nicht abhebt, weil sich das dann bei Klient*innen herumsprechen würde, ist abenteuerlich. Das wäre so, wie wenn man sagt, man macht Wahlurnen nicht publik, weil sich sonst mehr Menschen an der Wahl beteiligen. Lesenswert zum Thema Staatsbürgerschaft ist auch ein Kommentar von Antonia Gössinger, langjährige Chefredakteurin der Kleinen Zeitung und „Lieblingsfeindin“ von Jörg Haider. Sie fühlt sich bei der Rhetorik von Sebastian Kurz an Haider erinnert. Sie fragt, warum Kindern, die in Österreich geboren wurden, das „hohe Gut der Staatsbürgerschaft“ nicht zuteilwerden darf.
Gunnar Landsgesell, Chefredakteur
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